Zauberhafte Farbenwelt
Farbtöne sehen, hören und erfahren
Susanne Steffe & Hartmut E. Höfele
Buch & CD/ Lugert Verlag






































Willkommen in der Welt der Farben!

Mit diesem Buch möchten wir Pädagogen und Eltern herzlich dazu einladen, gemeinsam mit Kindern in die zauberhafte Welt der Farben einzutauchen.
Kinder machen das Leben fröhlich und bunt. Sie bringen Farbe in unser Leben. Diese Sätze hören wir immer wieder: Kinder und Farben – das scheint einfach zusammen zu gehören.
Unser aller Leben ist ganz eng mit Farbe verbunden. Sie ist um uns – wir tragen farbige Kleidung, wir gestalten unsere Wohnräume farbig, wir sehen sie in der Natur, und sie ist sogar in und auf uns. Wir sind selber Farbe. Wir haben eine Hautfarbe, eine Augenfarbe, eine Haarfarbe. Unser Blut ist rot.
Farbe ist also weit mehr als das sichtbare Ergebnis von Schwingungen. Nehmen wir Farbe wahr, beeinflusst sie uns auf verschiedene Arten, ohne dass wir uns dessen eigentlich bewusst sind. Farbe bereichert das Fühlen und Erleben. Auch Heilkraft wird ihr zugesprochen.
Außerdem ist Farbe ist ein wichtiger Träger von Informationen im Zusammenleben von Menschen. Fast die Hälfte aller Eindrücke, die auf uns einstürmen, gelangen erst über Farbinformationen in unser Bewusstsein. Damit werden sie auch verfügbar.
Von diesem Wissen profitieren z.B. Medien und Werbung. Manchmal versuchen sie auch über Farbwirkung zu manipulieren. Und es funktioniert. In unserer modernen Welt sind Kinder unentwegt starken Farbeindrücken ausgesetzt. Überall sehen sie grellbunte Farbflächen, die übereinander zu stürzen scheinen. Das Resultat ist ein misstönender, entfremdeter " Farbenlärm".
Unser Anliegen ist es, aus dem Farbenlärm wieder eine Farbenmusik zu komponieren, in der die einzelnen Töne in harmonischer Ordnung zueinander stehen, und die in lebendiger Beziehung zum Menschen erklingt.
Farben haben eine sowohl archaische, als auch eine kulturbezogene, geschichtlich begründete und damit veränderliche symbolische Bedeutung.







































Die Geschichte von König Rappelrot,

König Sonnengelb und König Himmelblau

Die folgende Geschichte hat sich in der Praxis als Einführung in das Thema Farben bestens bewährt. Sie handelt von den 3 Grundfarben und dem, was dann dabei herauskommt, wenn man sie mischt....

Die Kinder sitzen im Stuhlkreis und lauschen der Geschichte Danach wird die Geschichte mit den Kindern besprochen und erläutert. Worum geht es hier eigentlich? Wieso will jeder König der schönste sein? Welche Farbe ist denn eurer Meinung nach am schönsten. Und warum gerade die? Welches sind die drei Grundfarben und warum heißen sie so? Ah, die lassen sich nicht aus anderen Farben zusammen mischen. Das könnte man ja gleich mal ausprobieren, ob das stimmt. Und was passiert, wenn man rot mit gelb mischt. Oder blau mit gelb, oder rot mit grün. Oder alle drei zusammen? Um die Sache anschaulich zu machen, ist es hilfreich, den Kindern einen Farbenkreis zu zeigen oder am besten einen gut sichtbar aufzuhängen.

In der Anderswelt, wo alles ganz anders ist als bei uns, da gab es mal drei verschiedene Königreiche: ein rotes, ein gelbes und ein blaues. Im roten Reich wohnte der König Rappelrot. Im gelben hauste der König Sonnengelb, und im blauen regierte der König Himmelblau. Jeder hatte sein eigenes Land und sein eigenes Volk in seiner eigenen Farbe. Die Leute bei König Sonnengelb waren alle gelb, die bei König Himmelblau alle blau, und die bei König Rappelrot waren alle rot.

Wunderschön wäre es in der Anderswelt gewesen, - wenn die drei Könige sich nur untereinander vertragen hätten. Aber sie konnten sie sich gegenseitig nicht leiden. Das kam daher, dass jeder König glaubte, seine Farbe sei die schönste. Sein Reich, sein Volk und er selbst natürlich auch. Die anderen beiden Könige sollten das doch bloß jetzt endlich mal zugeben. Aber das war unmöglich, denn die dachten ja genau so. Und deswegen gab es immer wieder Streit.

Kaum spazierte König Rappelrot an der Grenze zum gelben Reich entlang, tauchte König Sonnengelb auf und rief: "Pfui. Wie bist du doch so rot und hässlich. Ich dagegen strahle in leuchtendem Gelb." "Pah" - entgegnete König Rappelrot. "Wenn hier einer hässlich ist, dann du. Ich hingegen leuchte so rot wie das Feuer und bin sowieso der Schönste." Dann tauchte auch noch der König Himmelblau auf, denn was er da gehört hatte, ärgerte ihn gewaltig. "Seid bloß still", rief er. "Am Schönsten bin ja wohl immer noch ich. Ihr seid beide scheußlich. Versteckt euch am besten da wo euch keiner sieht, denn ihr beleidigt meine Augen!" Und schon war wieder der schönste Streit im Gange. Schließlich verbot jeder König dem anderen, auch nur einen Fuß in sein Reich zu setzen. Und jeder schaffte sich zwei riesige Drachen an, um die Grenze zu bewachen. Die spuckten, wenn sie wütend wurden, rotes, gelbes und blaues Feuer. Aber eigentlich waren diese Drachen ganz friedlich. Sie lümmelten an der Grenze herum und langweilten sich. Was ging sie denn die Streiterei der Könige an? Und welche Farbe nun die schönste sein sollte, blau, gelb oder rot, das war ihnen ganz egal. Sehnsüchtig schielten sie über die Grenzen, weil sie so große Lust hatten, mit den anderen Drachen zu spielen. Irgendwann trafen sie sich dann alle Drachen heimlich in der Dunkelheit, die gelben, die blauen und die roten. Sie spielten die ganze Nacht und wurden schnell gute Freunde. Die beiden blauen Drachen aber verliebten sich bis über die blauen Ohren: der eine in einen gelben, der andere in einen roten. Und der zweite rote Drache schenkte sein glühend rotes Herz dem anderen gelben. Bald darauf bauten die verliebten Drachen drei riesige Nester aus Gras und Zweigen, und in jedes legten sie drei schöne Dracheneier. Die Nester bewachten sie dann alle zusammen. Und da verstanden sie keinen Spaß. Kaum wagte sich jemand auch nur in die Nähe der Dracheneier, spuckten sie jede Menge blaues, rotes und gelbes Feuer. Die glühenden Funken sprühten nur so vom Himmel herunter. Das sah sehr gefährlich aus. Da bekamen es die Leute natürlich mit der Angst zu tun, und keiner traute sich mehr von zu hause weg - nicht mal die Könige. Ratlos saßen König Rappelrot, König Sonnengelb und König Himmelblau jeder in seinem eigenen Land- in seinem Schloss - auf seinem Thron. Alle drei starrten trübsinnig aus dem Fenster, als plötzlich drei winzige Drachen in ihrem Garten auftauchten. Ein Drache war leuchtend orange, einer zart violett und einer so grün wie frisches Gras.

Vor lauter Staunen blieb allen drei Königen der Mund offen stehen. Aber dann fingen sie vor Freude an zu lachen, denn es sah ja zu lustig aus, wie die kleinen Drachen fröhlich im roten, blauen und gelben Gras herum kugelten. König Rappelrot, König Sonnengelb und König Himmelblau waren so begeistert, dass sie darüber sogar ihren Streit vergaßen. Sie telefonierten alle miteinander und gratulierten sich gegenseitig zu diesen wunderbar farbigen Drachenkindern. Denn die erschienen ihnen fast wie ein Wunder. Plötzlich fand König Rappelrot gelb und blau sehr schön, König Sonnengelb mochte auf einmal rot und blau genauso gerne wie gelb, und König Himmelblau schwärmte für gelb und rot. Aber am schönsten fanden sie die Farben, die entstanden waren, indem sich gelb mit rot, rot mit blau und blau mit grün gemischt hatte - und tja - da waren die drei Könige doch tatsächlich zum ersten mal im Leben einer Meinung.
Nun beschlossen sie, die Grenzen zwischen ihren Ländern zu öffnen, und seitdem leben sie alle zusammen in einer fröhlichen, friedlichen und kunterbunten Anderswelt - die Könige, die Leute, die Drachen und alle ihre Kinder.